Seite wählen

Kunst­füh­rungen im Rahmen der Themen­woche: „Aufstehen für Freiheit, Menschen­würde und Demokratie“

Mit der Frage: „Entartet, was bedeutet der Begriff?“ startete unsere museums­päd­ago­gi­sche Kunst­füh­rung im Landes­mu­seum in Mainz.

Die Schüler:innen erhielten zunächst Einblicke in die deutsche Kunst­ge­schichte. Zum Hinter­grund: Im 19. Jahrhun­dert wurde die „Entar­tete Kunst“ ein großes Schlag­wort in Deutsch­land. Aber wie kam es dazu?

Ab 1933 mit der Macht­über­nahme der NSDAP und Adolf Hitler als Reichs­kanzler wurde die Reichs­kul­tur­kammer einge­richtet. Künstler:innen und Kultur­schaf­fende bekamen Veröf­fent­li­chungs­ver­bote. Betroffen waren Kunst­werke, die nicht die Realität darstellten und Berufs­ver­bote für jüdische Künstler:innen. Sie wurden verbal denun­ziert und in die Emigra­tion getrieben. Von 1937 bis 1941 fand eine „Schand-Ausstel­lung“ als Wander­aus­stel­lung zur NS-Propa­ganda quer durch Deutsch­land statt. Laut offizi­ellen Angaben sahen ca. 2 Millionen Besucher:innen die Ausstel­lung. Die Weltan­schauung „Reine deutsche Kunst“ wurde dabei gegen­über­ge­stellt und verherr­licht. Gleich­zeitig beschlag­nahmte man „Entar­tete Kunst­werke“, weil die Nazis deren finan­zi­ellen Wert kannten und das Regime sie später teuer ins Ausland verkaufte.

Im „Schau­depot“ des Landes­mu­seums betrach­teten wir sogenannte „deutsche realis­ti­sche Bilder“ wie das Damen­por­trät Therese Wohlge­muths vom Mainzer Maler Josef Karl Stieler, ein Früch­te­leben des Malers Justus Juncker, ein Bild der Villa d´Este in Tivoli des Malers Edmund Fried­rich Kanoldt und eine Frauen­büste vom Bildhauer Josef Franz Scholl. Bei allen Exponaten beschrieben die Schüler:innen die natur­nahe, realis­ti­sche und fast fotogra­fisch genaue Malerei.

Eine Gegen­über­stel­lung dazu fand in der modernen Kunst­ab­tei­lung mit der „Entar­teten Kunst“ statt. Das Früch­te­stil­leben von Rudolf Levy war mit freien Formen gemalt. Die Frauen­ge­sichter hatten keine Details und waren flächig gezeichnet. Beim Landschafts­bild „Florenz­blick“ von Hans Purrmann waren die Farben und Formen nach Gefühlen des Malers gestaltet.

Inspi­riert durch die ganzen Kunst­werke ging es in das „Zeitfenster-Kunst­ate­lier“. Hier haben die Schüler:innen letzt­lich an den Workshops „Verfrem­dungs­bilder“ und „Comic-Zeich­nungen mit dem “iPad“ teilge­nommen.

Ingesamt gilt dem Landes­musuem für dieses inter­es­sante Programm und die spannenden Einblicke ein beson­derer Dank! Unsere Schüler:innen waren begeis­tert.

Fotos und Text: HOH