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Kurz bevor Covid-19 internationale Reisen nahezu unmöglich machte, hatte ich die Gelegenheit, auf der Karibikinsel Guadeloupe, einem von fünf französischen Überseedepartements, die Erasmus+-Mobilität „A Classroom with a Door to the World“ zu besuchen. Inhalte und Setting des Kurses entsprachen dem Titel zu 100 Prozent, da wir – sechs Finninnen, zwei Lettinnen, eine Slowenin und ich – uns jeden Tag an anderen Lernorten mit Themen wie „global citizenship“ und „internationalising the curriculum“ beschäftigten. Durch den Austausch mit den anderen Kursteilnehmerinnen und die Arbeit mit den Kursmaterialien konnte ich einen guten Einblick in internationale Schulprojekte erhalten und Ideen für Lernsituationen entwickeln, die ein globales Verständnis ermöglichen und interkulturelles Lernen fördern.
Neben der atemberaubenden Schönheit der Insel hat mich vor allem der Besuch im Memorial ACTe (http://memorial-acte.fr/the-founding-acte-memory-holds-the-future), dem 2015 auf dem Gelände einer ehemaligen Zuckerrohrfabrik eröffneten Sklaverei-Museum, zutiefst beeindruc​kt. Fast 300.000 Sklaven wurden bis 1848 nach Guadeloupe gebracht, und die Spuren der Sklaverei sind noch heute allgegenwärtig, sei es in Form von Peitschen, die Jugendliche auf Karnevalsumzügen laut knallen lassen, oder beim Gwo-ka, dem traditionellen Trommeln, Tanz und Gesang, den man immer wieder auf den Straßen erlebt. Das Museum erinnert nachhaltig an das Schicksal dieser Menschen und widmet sich im letzten Raum auch den Formen moderner Sklaverei wie Kinderarbeit, Rekrutierung von Kindersoldaten, Leibeigenschaft und wirtschaftlicher Ausbeutung. Schätzungen zufolge gibt es aktuell 35 Millionen Sklaven auf der Welt – und das, obwohl die Sklaverei weltweit abgeschafft ist.

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